Diese digitale Galerie der Plakatkunst erzählt, wie Kaffee in der Werbung immer wichtiger wurde.

Diese Werbeplakate zeigen die hohe ästhetische Qualität dieses Mediums. Die gezeigten Plakate des 19. und 20. Jahrhunderts sind eine Mischung aus Kunst und Werbung und stehen für unterschiedliche Epochen. Die Originale sind Säulen der umfangreichen Sammlung des Münchners und Kaffee-Experten, Thomas Leeb.

Rundgang durch die digitale Galerie

Im Folgenden erfährst Du mehr über die Plakate, die Drucktechnik, den Werbezweck und den Künstler: Cafè Malt, Heinich Franck Söhne, Torrefazione Haiti Coffee.

Der Ursprung der Plakatkunst liegt in Frankreich. In den 1880er und ´90er Jahren sprach man dort von einer affichomanie, einem Plakatwahn. In Deutschland ist die Geburt des Werbeplakats eng mit dem Schriftsteller, Musiker und Komponist Alois Senefelder verbunden. Seine Erfindung der Lithografie (1797) – Senefelder entschied sich für den Solnhofer Plattenkalk (Altmühltal), weil seine geologische Beschaffenheit sich für den Druck hervorragend eignete – florierte unter den Künstlern. Mit dem Flachdruckverfahren konnten Plakate nicht nur in großer Stückzahl hergestellt werden, sondern auch die Druckqualität überzeugte. Auf solch gedruckte Werbeplakate setzten in der Folge auch eine Reihe von Kaffeeherstellern.

Der Illustrator Raoul Vion verwendete das Konterfei von Pfarrer Sebastian Anton Kneipp. Durch seine im 19. Jhd. nach ihm benannte Kneipp-Kur war er über die Landesgrenzen bekannt. Er machte dieses  Malzkaffeeprodukt zum Verkaufsschlager. Der Künstler Vion „kopierte“ den angesagten Henri de Toulouse-Lautrec Stil (berühmt für seine Moulin Rouge-Werbung): „Kein Kaffee ist so gut und wirtschaftlich.“  Es ist anzunehmen, dass von diesem riesigen Format kein weiteres Exemplar vorhanden ist.

Heinrich Franck Söhne war ein Hersteller von Kaffee-Ersatz aus Zichorie. Sein Stammwerk lag in Ludwigsburg. Wegen der neu eingeführten agrarischen Schutzzölle und der Wunsch den österreichisch-ungarischen Markt als attraktiven Exportmarkt zu erschließen, wurde ein Werk in Linz (1871) eröffnet. Bereits sehr schnell wurde dieses Unternehmen zur größten Kaffeemittelfabrik im Habsburger Reich. Die Nachfrage nach Kaffeeersatz war enorm, um die Mitarbeiter für die langen Arbeitszeiten in den Fabriken „wach und fit“ zu halten. Dabei setzte das Unternehmen schon sehr früh auf Werbung – ab der Jahrhundertwende wurden die zahlreichen Marken und Produkte einzeln vermarktet. Das Unternehmen investierte in zahlreiche Anzeigen, die sich in Tageszeitungen oder Schaufenstern um die Gunst des Konsumenten buhlten. Unter dem Label „Francks Zusatz“ zeigt dieses  Plakat den universalen Anspruch des Unternehmens – ihre Produkte wurden bereits auf diverse Kontinente (symbolisiert durch die unterschiedlichen Personen) exportiert. Doch trotz dieses Exportstrebens vergaß das Unternehmen nicht die bürgerliche Verbundenheit „Auch Herrschaften und feinsten Familien aus Komotau, aus Böhmen, aus Kaschau, Linz, Agram, Kroatien und Ungarn.  Kurios ist, dass sich die Firma sogar ein Sponsoring der olympischen Spiele in Amsterdam (1928) und Berlin (1936) leistete – hierzu legte Heinrich Franck Sammelbilderalben auf, in die die Portraits der Athleten geklebt werden konnten.

Die Torrefazione Haiti Coffee Corporation wurde 1947 in Mailand gegründet. Unweit des berühmten Kanals Naviglio Grande eröffnete die Rösterei, zu einem Zeitpunkt als der Staat versuchte, mit einer Deflationspolitik die italienische Wirtschaft und die Lira wieder zu stabilisieren. Unabhängig davon setzte die Rösterei bei der Gestaltung ihrer Werbeplakate ab 1948 auf keinen geringeren, als den Illustrator Gino Boccasile (1901 – 1952). In den 1930er Jahre zählte der in Mailand lebende zu den  angesagtesten italienischen Grafikern. So entwarf er Reklameplakate für Konzerne wie Pirelli oder Moretti. Er war jedoch auch ein Unterstützer von Benito Mussolini und entwarf Propagandaposter für das faschistische Regime. Nach 1945 erlebte Boccasile einen tiefen Karriereeinbruch und einen gesellschaftlichen Abstieg. Grund hierfür, war seine Rolle in Mussolinis Regime. Als gefeierter Propagandamaler schuf er zahlreiche rassistische und antisemitische Werke. Die Industrie distanzierte sich von Boccasile. Im Jahr 1946 in Mailand gründete er sein eigenes Grafikbüro, doch erst 1948 erhielt er wieder Aufträge aus der Wirtschaft, wie z. B. von der Haiti Coffee Corporation. Und bei der Gestaltung – das Plakat gibt es in zweifacher Ausführung: auf Karton und auf Leinen – stellte Boccasile eine Frauenfigur, die Haitianerin, in den Mittelpunkt. Dabei knüpfte er an sein Erfolgsrezept aus den 1930er Jahren an. Seine jungen, hübschen Frauen, die so genannten „Signorine Grandi Firme“, wurden sein Markenzeichen und zu Reklameikonen. Mit der von Boccasile geschaffenen Haitianerin warb die Rösterei auch in der Folgezeit, z. B. für ihren entkoffeinierten Kaffee Kore.

Wer die Kaffee-Werbeplakate von Thomas Leeb im Original bewundern will, wird in München-Neuhausen an zwei Orten glücklich: im Kaffeehaus Kolonial und in der Kapotheke. Das Kaffeehaus Kolonial ähnelt einem österreichischen Kaffeehaus und ist von Thomas Leeb mit etlichen kaffeehistorischen Accessoires liebevoll ausgestattet worden. Die Wände werden durch eine Auswahl an Plakaten verschönert. Die Werbeplakate werden regelmäßig gewechselt. Die Öffnungszeiten sind 8 bis 16 Uhr. Adresse:  Donnersberger Straße 39 (Kaffeehaus) // 35 (Kapotheke).