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Die Entdeckung des Koffeins vor 200 Jahren

Das Jahr 1820 war für den jungen Medizinstudenten Friedlieb Ferdinand Runge der Startschuss für eine erfolgreiche Karriere. Nach einer Reihe von mühevollen Experimenten entdeckte der 26 Jahre alte Hamburger die Substanz Koffein. Seitdem wissen wir, welcher Inhaltsstoff für die aufmunternde und stimulierende Wirkung im Kaffee verantwortlich ist.

Die entscheidende Anregung zur Entdeckung dieses Alkaloids gab ihm kein geringerer als der Universalgelehrter Johann Wolfgang von Goethe.

Das Treffen mit Goethe

Ihn lernte Runge am 3. Oktober 1819 bei einem Treffen an der Universität in Jena kennen. Über die Begegnung findet sich ein Eintrag in den Tagesheften des 70 Jahre alten Goethe: „Sodann lernte ich noch einen jungen Chemicus, Namens Runge, kennen, der mir auf gutem Weg schien.“. Goethe interessierte sich für seine Forschungen hinsichtlich der pupillenerweiternden Wirkung von Bilsenkraut. Gekleidet in einem entliehenen Frack demonstrierte er die Wirkung, indem er den Saft in das Auge einer Katze träufelte. Goethe war begeistert. Zum Abschied schenkte er Runge noch eine Schachtel Kaffeebohnen, die ihm ein Grieche als etwas ganz Vorzüg­liches gesandt hat, und verabschiedete ihn mit den Worten: „Auch diese können sie zu Ihren Untersuchungen brauchen,“ sagte Goethe. Der Dichter wollte erfahren, welche wirksame Substanz im Kaffee für seine antriebssteigernde und wachmachende Wirkung verantwortlich ist.

Runge entdeckt das Koffein

Runge übergoß die Portion Arabica-Rohkaffee der Sorte Cheribon aus Java mit kaltem Wasser und ließ den Ansatz für unbestimmte Zeit stehen. Mit diesem Verfahren isolierte er den Inhaltsstoff, der unter dem Begriff Koffein bekannt ist. 

Runge selbst nannte das Extrakt nicht Koffein, sondern benutzte den heute nicht mehr gebräuchlichen Fachausdruck Kaffeebase. In seiner Zeitschrift Neueste phyto­chemische Entdeckungen (S.158) publizierte Runge im Jahr 1820 sogleich seine Entdeckung: „Ohne Zweifel ist die Kaffeebase das Wirksame im Kaffee, aber nimmer wird sie alleine für sich so wirken, wie der Kaffeeaufguss, der eine organische Verbindung der Kaffeesäuren mit der Kaffeebasis ist.“.

Die Entdeckung des Alkaloids Coffein sicherte dem gelernten Apotheker, Chemiker, Mediziner und Philosoph Friedlieb Ferdinand Runge einen Platz in der Geschichte der Pharmazie. Es ist jedoch verblüffend, dass nicht nur Runge im Jahr 1820 das Koffein entdeckte. Zeitgleich kristallisierten weitere Forscher – ohne das sie voneinander wussten – in Frankreich (Pierre-Jean Robiquet) und im Zarenreich (Ferdinand Giese) das Koffein aus den Kaffeebohnen heraus. 

Die chemische Formel des Koffeins

Die richtige Verhältnisformel des Koffeins [C4H5N2O] ermittelten erst zwölf Jahre später Justus Liebig (1803–1873) und Christoph Heinrich Pfaff (1773–1852). Der Koffeinanteil im Rohkaffee beträgt, etwa 0,9 bis 2,6 Prozent. Die Robusta-Kaffeebohnen haben mehr Wumms und weisen einen höheren Koffeingehalt als die führende Sorte Arabica auf. Außer in den Kaffeebohnen kommt Koffein noch in über 60 anderen Pflanzen, z. B. im Teestrauch vor.